Auf großes Publikumsinteresse stieß die Ausstellung „Brennen und Wiederaufbau“ am vergangenen Sonntag in der Bürenhalle. Die Ausstellung bildete den Rahmen zur Gedenkfeier zur 70. Wiederkehr des schwärzesten Tages in der Wäschenbeurener Geschichte, dem 19. April 1945. Auf 70 Fotografien wurden die Zerstörung des Ortes und die Wiederaufbauleistung der Wäschenbeurener Bevölkerung dokumentiert: eine Luftaufnahme des zerstörten Ortes vom Sommer 1945, die Ruinenlandschaften in der Ortsmitte, zwei Frauen, die beim Bombenangriff ums Leben gekommen waren, ein Teil der Rathausbesatzung (darunter BM Schleicher), die in schwerer Zeit Verantwortung trug, das Aussehen von Kirche und Marktplatz in den Nachkriegsjahren, das Leben in Baracken und Notunterkünften, der Wiederaufbau des Rathauses und der Maiergasse und viele Beispiele für privaten Wiederaufbau. Auf ganz besonderes Interesse stieß die Luftaufnahme von 1945, ließ sich dort doch ziemlich genau ablesen, welche Straßenzüge beim Bombenangriff der Amerikaner verschont blieben und welche Ortsteile schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Dabei kam immer wieder die Frage auf , warum gerade Wäschenbeuren, ein kleines Dorf mit damals 1800 Einwohnern, ohne Industrie und ohne strategische Bedeutung, Opfer des Angriffs mit 11 Napalmbomben wurde. Darauf gibt es, 70 Jahre danach, noch immer keine schlüssige und historisch beweisbare Antwort. Die Brandbomben entfachten einen regelrechten Feuersturm. 116 Gebäude brannten mit allem Inventar nieder (67 Wohn- und Geschäftshäuser und 49 bäuerliche Anwesen mit Wagen, Vorräten und Vieh). Der Kirchturm brannte aus, und das Rathaus fiel mit allen Dokumenten und Unterlagen, darunter der Wappenbrief von 1491, in Schutt und Asche. 260 Stück Großvieh verendeten in den Ställen. Sechs Menschen kamen beim Angriff und beim Einmarsch der Amerikaner ums Leben. Drei verbrannten in ihren Häusern, drei wurden auf der Straße erschossen. Darunter war auch der ukrainische Soldat Sava Kowaly, der als sogenannten Hilfswilliger auf deutscher Seite gekämpft hatte, und dessen Soldatengrab auf dem Friedhof zu finden ist. Vor vielen Bildtafeln bildeten sich Menschentrauben, die angesichts des Dargebotenen in rege Kommunikation gerieten. Eltern erklärten ihrem Nachwuchs, wo die Häuser standen oder stehen, ältere Mitbürger, darunter viele Zeitzeugen, gerieten über Details ins Diskutieren. So wurde über den Standort einer abgebildeten Baracke sogar ein bisschen gestritten. Auch sehr interessierte Gäste aus Amerika, zu Besuch bei Verwandten in Wäschenbeuren (die Mutter war eine Hinterberger), mischten sich unter die Besucher, und Ausstellungsmacher Peter Schührer war gezwungen, sein Schulenglisch zu bemühen. Auch Altbürgermeister Schleicher war mit seiner Frau gekommen. Von 1947 bis 1952 hatte er als Bürgermeister mutig und engagiert den Wiederaufbau in die Wege geleitet. Der geistig rege 93-Jährige traf auf viele Gesprächspartner, auch fand er etliche ihm bekannte Bilder, denn die Fotos vom Rathausbau und vom Wiederaufbau der Maiergasse stammen aus seinem Fotoalbum. Weitere Bilder der Veranstaltung sehen Sie in unserer Fotogalerie.