Im Folgenden die Ansprache von Bürgermeister Karl Vesenmaier:Sehr geehrter Herr Dr. Mahl mit Partnerin Frau Neu, sehr geehrte Ehrengäste,liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,eine halbe Seite der lokalen Berichterstattung in der NWZ hat unsere Tageszeitung heute Ihnen gewidmet, lieber Herr Dr. Mahl.Das ist schon eine kleine Sensation und bei der Verabschiedung eines Arztes nicht üblich.Doch Ihr langjähriges Wirken als Allgemeinmediziner sowie Ihr Schaffen als Gemeinderat und Kreisrat haben Sie im Laufe der Jahre zu einer Institution in Wäschenbeuren reifen lassen.Vielleicht hat auch die menschliche Seite dazu beigetragen, dass einem, der das Heilen zum Beruf gemacht hat, das gleiche Schicksal widerfahren kann wie seinen Patienten, wie er mit der neuen Situation umgeht und wie wir sehen, mit einem Fortschritt verbunden.Herzlichen Dank, dass Sie heute unter uns weilen und bereit sind, die Würdigung Ihres Wirkens entgegenzunehmen, die einem Mindestmaß an Ehrerbietung für Geleistetes entspricht.Vieles im Leben kann man planen, ja, muss man planen, ansonsten kommt das wirtschaftliche, soziale oder gesellschaftliche Gefüge aus dem Gleichgewicht.Dieses Planen hat etwas mit Verlässlichkeit zu tun.Wir möchten uns rechtzeitig auf verschiedene Situationen einstellen.Aber immer mal wieder werden Planungen durchkreuzt.Es kommt anders als man denkt.Solche Situationen kommen im privaten Bereich öfters vor als man glaubt.Aufgabe des Einzelnen, des Partners oder der Familie ist es dann, sich neu zu sortieren und sich mit den geänderten Rahmenbedingungen vertraut zu machen.Einen ganz anderen Stellenwert haben Einschnitte, wenn nicht nur wenige Menschen, sondern eine ganz große Gemeinschaft von heute auf morgen durch solche Ereignisse zum Kreise der Betroffenen gehören.Das ist auch der Grund, weshalb wir heute zusammengekommen sind. Wir waren geschockt, ja zutiefst betroffen, als wir im Spätherbst von der plötzlichen schweren Erkrankung unseres langjährigen Allgemeinmediziners Dr. Mahl gehört haben.Unsere Gedanken waren von da an bei unserem hochgeschätzten Landarzt, der uns und die Menschen im Ort kennt und in unserer Mitte seit vielen Jahrzehnten wohnt und lebt.Mit unserer menschlichen Schwäche waren wir aber gedanklich mit den besten Wünschen für seine schnelle Genesung nicht nur bei ihm, sondern wir dachten auch an unser Ich und wie es mit der medizinischen Versorgung im Ort wohl weitergehen wird. Lieber Herr Dr. Mahl,der von Ihnen erlittene Schlaganfall ist schlimm, sehr schlimm, doch es hätte alles noch dramatischer verlaufen können.Sie sind auf dem besten Weg der Genesung und wir schätzen uns überaus glücklich, dass heute eine Begegnung mit Ihnen bei geistig bester Verfassung möglich ist.Trotz der Dramatik der Geschehnisse ist dies auch ein Geschenk des Himmels.Wenn man das 70. Lebensjahr bald vollendet, dann denkt man sicher auch darüber nach, sich persönlich neu zu orientieren.Diese Gedanken haben auch Sie sich in den vergangenen Jahren gewiss gemacht, doch zugleich spürten Sie, dass viele Menschen nach wie vor gerne zu Ihnen kommen und Sie ermutigt haben, doch noch ein paar Jährchen weiterzumachen.Und weil Sie den Arztberuf stets aus Berufung ausgeübt haben, fiel es Ihnen auch nicht schwer, sich zum Weitermachen zu bekennen.Auch für die Gemeinde war dies bequem, denn zusammen mit Ihrem Praxispartner Dr. Vollmer war ja Wäschenbeuren medizinisch sehr gut versorgt und aufgestellt.Gleichwohl wussten wir, dass der Tag X des Abschiedsnehmens einmal kommen wird und sich in Folge möglicherweise die allgemein im Land bekannte medizinische Unterversorgung auch auf Wäschenbeuren hereinbrechen wird.Der Tag, ab dem Sie nicht mehr Ihren Beruf ausüben konnten, war dieser Tag X.In den Wochen danach machte sich eine Unsicherheit, ein Unwohlsein in der Bürgerschaft breit und uns allen war klar, dass ein Arzt mit einer Doppelbelastung völlig überfordert wäre.Anfangs wollten wir es nicht wahrhaben und es als Gerücht verdrängen.Doch die Hiobsbotschaft verdichtete sich zunehmend zur bitteren Gewissheit. Doch Ihr langjähriger Partner in der Praxisgemeinschaft Dr. Vollmer, dessen Patienten ebenfalls von weit über die Gemeindegrenze hinaus nach Wäschenbeuren kommen, erwies sich in dieser schwierigen Phase nicht nur als exzellenter Mediziner, sondern zugleich als kompetenter Organisator, Gesprächs- und Verhandlungspartner.Sie, lieber Herr Dr. Vollmer,entzogen jeglicher aufkeimender Unsicherheit die Nahrung.Ihr Tun und Handeln waren in enger Abstimmung mit Herrn Dr. Mahl und der Gemeinde stets konstruktiv nach vorn gerichtet.Und auch dieser Prozess war trotz vieler Beschwernisse ein guter Reifeprozess, der eine uneingeschränkte Fortführung der auf hohem Niveau praktizierten ärztlichen Versorgung auch künftig in unserer Gemeinde garantiert.Aber das ist nicht der Anlass unseres heutigen Zusammenseins.Heute wollen wir Ihr Lebenswerk, lieber Herr Dr. Mahl, würdigen.Vor 39 Jahren, lieber Herr Dr. Mahl, kamen Sie als gut ausgebildeter Chirurg und Allgemeinmediziner nach Wäschenbeuren.Die Gemeinde hatte Ihnen weder eine Wohnung noch eine Praxis zu bieten.Heute würde man eher von einem kargen Umfeld sprechen, auf dem kein medizinisches Umfeld gedeihen kann.Doch Sie erwiesen sich schnell als Einer, dessen Blick nach vorwärts gerichtet war, visionär, unternehmerisch und wagemutig.Und weil der Arzt ja nach dem damaligem Denken und abgeleitet vom gesellschaftlichen Anforderungsprofil rund um die Uhr für seine Patienten da zu sein hatte, bauten Sie auf dem großflächigen Areal entlang der Mörikestraße nicht nur eine Arztpraxis, sondern benachbart auch ein Eigenheim.Vom freien, unternehmerischen und risikovollen Arbeiten wurden Sie bereits in jungen Jahren von Ihrem Elternhaus geprägt. Die Familiengründung erfolgte parallel zu dieser sehr anspruchsvollen Aufbauleistung. Das Wohl der Menschen und die gesundheitliche Vorsorge war Ihnen von Anfang an ein großes Anliegen.Der Genuss von übermäßigem Alkohol, der bei Ihrer medizinischen Interpretation schon bei mehr als 1 Flasche Bier pro Tag anfängt, hatte es Ihnen bei Ihrer frühen Kritik angetan.Als feinsinniger Mensch wussten Sie, dass Heilung nicht nur eine Frage der richtigen Dosierung mit Medikamenten ist, sondern dass bei der ganzheitlichen Betrachtung auch die Seele eine bedeutende Rolle spielt.Ihre Sprache erlebten wir stets unaufgeregt, ja, von einer wohltuenden Ruhe getragen.Für die Menschen waren Sie zusätzlich auch noch Psychologe und Seelsorger zugleich.Sie gaben diesen das Gefühl, dass sie ihr Herz ausschütten können.Und auch bei sozialen Fragen griffen Sie nicht nur einmal zum Telefon, um die Behörden im Sinne Ihrer Patienten zum Handeln zu bewegen. So kann man nur einen Arzt beschreiben, wenn man auch ihn selbst als Patient erlebt hat. Auch ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet.Ich denke, dass ähnliche Erfahrungen auch viele andere Menschen hier im Laufe der vielen Jahre machen durften.Als Arzt kann man sicher Vieles von der Praxis aus beeinflussen, aber eben nicht alles.Von weichen Standortfaktoren habe ich bereits gesprochen.Ihnen war es aber auch immer ein wichtiges Anliegen, dass sich Wäschenbeuren auch gesund weiterentwickelt.Diesen Prozess in der ersten Reihe nachhaltig zu beeinflussen kann man im Ort aber nur als Gemeinderat und dem Landkreis als Mitglied des Kreistages leisten.Ihre Kandidaturen brachten Sie in diese bedeutenden Gremien.22 Jahre waren Sie der Vorsitzende der Freien Wähler im Gemeinderat. 10 Jahre gehörten Sie dem Kreistag an.Während dieser Zeit wuchs die Einwohnerzahl in unserem Ort von 3.084 auf 3.921 Einwohner.Es waren aufregende aber sehr fruchtbare Jahre im Sinne einer guten Entwicklung.Sie haben aber in Ihrem Amt als Gemeinderat nicht nur gefordert und mit Ihrem Einfluss Aufgaben verteilt.Vielmehr haben Sie sich selbst planend und gestaltend in die Pflicht genommen.Seit geraumer Zeit im Gespräch sind im Land und im Bund sogenannte Gesundheitszentren.Ein solches Zentrum haben Sie bereits vor 25 Jahren ohne Zuschüsse der Gemeinde initiiert. Sie haben es geschafft, dass 2 Ärzte, 1 Zahnärztin und 1 Physiotherapeut in diesem Zentrum im Gebäude Mörikestr. 5 wirken zum Wohle unserer Bürgerschaft. Ein sehr reiches und sehr erfolgreiches Arbeitsleben liegt hinter Ihnen, auf das Sie und Ihre Familie stolz sein dürfen.Zur Entspannung haben Sie aber auch immer wieder die Zeit gefunden, sich der Malerei zu widmen. Viele Werke kennen wir. Weitere Kunstwerke werden wir noch möglicherweise kennenlernen.Lieber Herr Dr. Mahl,weil Ihr langjähriges Schaffen insbesondere den Menschen unseres Ortes galt, sind wir Ihnen zu großem Dank verpflichtet. Nirgends steht geschrieben, wie ein langgedienter Arzt zu verabschieden ist. Der heutige Empfang im Rathaus ist eine der höchsten Würdigungen, die wir Ihnen von ganzem Herzen widmen.Danke für Alles!Wir wünschen Ihnen zusammen mit Ihrer Partnerin, Frau Neu, einen Neubeginn im Ruhestand, aber zuvor die erhoffte Genesung, die Zeit braucht. Als äußerstes Zeichen der Wertschätzung darf ich Ihnen im Namen des Gemeinderats die Bürgermedaille der Gemeinde Wäschenbeuren verleihen.Mögen Ihnen in Ihrem Ruhestand noch viele gute Jahre bevorstehen!