Die Einbeziehung der Betroffenen in Entscheidungsprozesse liegt nicht nur im Trend, sondern entspricht auch dem Demokratieverständnis. Diesen Weg hat auch die Stauferschule gewählt, als es jüngst darum ging, die Ganztagesbetreuung neu auszurichten.Leider muss die Schule Abschied nehmen von der bisherigen Betreuung, die im Jahre 2007 eingeführt wurde und als sehr fortschrittlich galt. Der Grund ist der, dass die bisher vorhandene Flexibilität den Überlegungen des Landes hinsichtlich der Ausgestaltung einer Ganztagesschule entgegensteht. In der Konsequenz werden somit 32 Lehrerstunden im Ganztagesbereich ab 2015/2016 entfallen.Die gesetzliche Regelung sieht nun die Varianten einer Ganztagesschule in Wahlform (freiwillige Teilnahme bei mind. 25 Schüler/Variante 2) oder in gebundener Form (verbindlich für alle Schüler/Variante 3) vor.Die bisherige Konzeption einer Nachmittagsbetreuung durch die Betreuungskräfte des Schulträgers unter Nutzung des Zuschussprogrammes „Flexible Nachmittagsbetreuung“ und „Verlässliche Grundschule“ stellt ein Auslaufmodell dar und kann übergangsweise als weitere Alternative fortgeführt werden (Modell 1). Erweiterungen des Betreuungssystems können dabei zukünftig nicht mehr zuschussfähig berücksichtigt werden.Allen Varianten ist gemeinsam, dass die bisherige Betreuungszeit statt bisher um 16.00 Uhr, zukünftig um 15.00 Uhr enden soll.Während die vom Land propagierten Varianten (2 und 3) kostenfrei angeboten werden, ist dies bei Variante 1 nicht mehr möglich. Die Schulleitung hat die Elternschaft (Grundschule und Kindergärten) umfassend über die Betreuungsmodelle informiert und im Anschluss um deren Votum gebeten. Zusammengefasstes Ergebnis (Schule und Kindergarten):Zustimmung für:Modell 1 Modell 2 Modell 333,55 % 11,84 % 30,26 % Enthaltungen: 7,57 %Nicht abgegeben haben: 16,78 %Der Gemeinderat war von Beginn an stets im Bilde. Bezüglich der zukunftsweisenden Form wollte das Gremium jedoch auf die Entscheidung keinen Einfluss nehmen. Dennoch war das Gemeindeparlament in der jüngsten Sitzung mit einem formalen Beschluss gefordert. Der Beschlussvorlage lag folgende Empfehlung der Schulkonferenz zugrunde: „Die Schulkonferenz empfiehlt, das Votum der Elternschaft anzuerkennen und Modell 1 umzusetzen, auch wenn die Eltern der Schule das Modell 3 bevorzugen. Zudem wird empfohlen, dass in Abständen von 2 Jahren eine Meinungsumfrage zum Betreuungsbedarf stattfinden soll. Der Fragebogen hierfür wird von den Mitgliedern der Schulkonferenz erarbeitet und nach der Abfrage ausgewertet. Sollte sich das Meinungsbild ändern und eine größere Gruppe für ein Ganztagesangebot sein, das von der Schule gestellt wird, so sollte erneut die Frage nach einer pädagogisch vielseitigeren, und damit qualitativ höheren Betreuung/Ganz-tagesbeschulung, wie z.B. im Modell 2 (Ganztagesschule in der Wahlform) und Modell 3 (Ganztagesschule in der gebundenen Form) gestellt werden“.Die Beratung wurde von vielen Eltern mit großem Interesse verfolgt. Einleitend hob Bürgermeister Karl Vesenmaier hervor, dass die Rente mit 63, der demographische Wandel, aber auch die hohe Auslastung des Industriestandortes Deutschland den vollen Einsatz der jüngeren Generation erfordere. Die Gesellschaft sei darauf angewiesen, dass bei den jüngeren Familien teilweise auch beide Partner auswärts arbeiten müssten. Nur die wenigsten könnten hier aber auf die Großeltern oder Bekannte zurückgreifen. Die Vorgabe des Landes bezeichnete der Schultes als einseitig. Die Regierung übe Druck aus, sich von der liberalen Betreuungslösung zu verabschieden. Das bedeute einen gewaltigen Schritt zurück. Die Gemeinde müsse nun alles tun, Betreuungsvariante 1 noch mehr mit Leben zu erfüllen. Dies sei man den Eltern schuldig.Fraktionsvorsitzender Erich Hieber sprach sich dafür aus, die Empfehlung der Schulkonferenz zu respektieren. Die Gemeinderäte Oliver Hokenmaier, Inge Schmid und Norbert Wahl begrüßten ebenso die Entscheidung der Schulkonferenz gegen eine gebundene Ganztagesschule. GRin Elisabeth Käfer führte aus, dass sich 45 % gegen eine gebundene Ganztagesschule ausgesprochen hätten. Im Umkehrschluss nur 44 % für eine Ganztagesschule. Ihr Vorschlag war, einer Ganztagesschule in Wahlform mit der ergänzenden Aufstockung weiterer Betreuungszeiten den Vorzug zu geben. GR Klemens Fischer problematisierte die weggefallenen Lehrerstunden. Er selbst, so Fischer, favorisiere das Modell 3. Er könne jedoch auch Modell 1 für gutheißen, wenn auch dieses weiterentwickelt werde. GRin Claudia Merkt-Heer sah die Verpflichtung der Gemeinde, die Voten der Eltern und der Schulkonferenz zu respektieren. Sie hoffe, dass sich nach den streitigen Auseinandersetzungen der Schulfrieden möglichst bald wieder einstellen möge. Schulleiterin Melanie Müller sah die Vorgehensweise, die Eltern zu beteiligen, als die richtige Lösung. Sie betonte, dass der Entwicklungs- und Entscheidungsprozess die ganze Zeit über, auch von der Schule her, neutral begleitet und moderiert worden sei. Bei 8 Ja-Stimmen wurde Variante 1 beschlossen. Es gab aber auch 3 Nein-Stimmen und eine Enthaltung.