Neuigkeiten-Archiv: Gemeinde Wäschenbeuren

Dieser Tage feierte der älteste Wäschenbeurener Bürger, Karl Weihermüller, wohnhaft bei Tochter und Schwiegersohn in den Welkartswiesen, seinen hundertsten Geburtstag. BM Vesenmaier überbrachte die Glückwün­sche der Gemeinde und des Minister­präsidenten Kretschmann und wünschte dem Jubilar für die Zukunft alles Gute, vor allem Gesundheit.Karl Weihermüller ist zusammen mit 6 Geschwistern am Rechberghausener Kirchplatz aufgewachsen. Der Vater hatte eine kleine Landwirtschaft, und im Winter schaffte er beim Grafen von De­genfeld im Wald. Das Aufwachsen im Ersten Weltkrieg und in den Notjahren der Weimarer Republik war bescheiden. Ein paar genagelte Schuhe mussten pro Kind reichen. Vom Frühjahr bis zum Herbst ging man ohnehin barfuß. Woche für Woche stopfte der Vater die Stroh­säcke neu, auf denen die Kinder im Bett lagen. Nach dem Besuch der Volks­schule, die damals acht Jahre dauerte, absolvierte Karl Weihermüller eine Schreinerlehre bei der Süddeutschen Möbelindustrie in Göppingen. Im Dritten Reich kamen bald Arbeitsdienst und Wehrdienst. Den Arbeitsdienst leistete er beim Dammbau in Leopoldshafen, den zweijährigen Wehrdienst in der Flakka­serne (heute Bepo) in Göppingen. Und dann kam der Krieg. Zuerst war er zum Schutz der Firma Daimler nach Stuttgart abkommandiert, dann kam er nach Warschau und Minsk und war im­mer an der Front. Auf Heimaturlaub heiratete er 1943 seine aus Ottenbach stammende Frau. Nach der Kriegstrauung feierte man in der Wohnung. Die Zu­taten fürs Hochzeitsessen hatte man mühsam auf Lebensmittelmarken zusam­men bekommen. Kurz war er in russischer Gefangenschaft, konnte aber mit an­deren zusammen aus einer Baracke türmen. Mit einem Güterzug kam er am Kriegsende in Tübingen an. Er hatte großes Glück gehabt. Das zerfetzte Schlüs­selbein flickte man im alten Göppinger Krankenhaus zusammen.Nach dem Krieg arbeitete er 43 Jahre lang bei der Göppinger Firma Weber als Parkettleger. 1984 starb seine Frau, gerade erst 62 Jahre alt. 1990 zog er mit der Familie seiner Tochter nach Wäschenbeuren. 75-jährig legte er noch die Par­kettböden, die dann der Schwiegersohn, ebenfalls vom Fach, abschliff.Der geistig rege Jubilar, der froh ist, jeden Tag auf den Füßen sein zu können, hätte selbst nie gedacht, so alt zu werden. Nun, vielleicht liegt es an den Genen! Seine Eltern sind sehr alt geworden, eine Schwester wurde 93. In jüngeren Jah­ren hat er „gesportelt“ und beim TV Rechberghausen Handball gespielt und Leichtathletik betrieben. Er sei immer gerne gelaufen und Rad gefahren. Und in Sachen Tabak und Alkohol habe er sich maßvoll verhalten. Erstaunlicherweise hat beim berufsbedingten Umgang mit giftigen Klebern und Versiegelungsmit­teln seine Lunge keinen Schaden genommen.Das Weltgeschehen interessiert Karl Weihermüller immer noch sehr, und so liest er Tag für Tag seine Zeitung, auch pflegt er täglich Gymnastik zu machen. In den vergangenen Jahren dürfte er auch bei keiner Altenehrung der Gemeinde gefehlt haben.