Gleich neben dem Wäschenbeurener Wasserturm befindet sich ein Grundstück namens „Burren“. Ein „Burren“ ist nach dem Flurnamenlexikon Baden-Württemberg ein kleiner Hügel. Umgeben ist der Hügel von einem tiefen Graben, der auf eine verschwundene mittelalterliche Burganlage hinweist. In der letzten Zeit wurde ich mehrmals von Bürgern gefragt, was ich über den „Burren“ weiß. Nun, alles was ich weiß, habe ich dem Grabungsbericht von Dr. Hartwig Zürn entnommen, der der Veröffentlichung in „Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein (Hrsg.): Fundberichte aus Schwaben, Neue Folge 15, Stuttgart 1959, S.110 – 115“ zu entnehmen ist.Dieser Dr. Zürn, damals Leiter des Amtes für Bodendenkmalpflege in Stuttgart, führte vom 21. bis 27. Oktober 1957 eine Grabung auf dem „Burren“ durch. Der „Burren“ habe, so Dr. Zürn, „in der Forschung eine Rolle gespielt, als man zunächst versuchte, ihn für römisch zu halten und ihn in eine vom Hohenstaufen nach Lorch verlaufende Limeslinie einbaute. Später wird er in der Erörterung der Herkunft des Hohenstaufengeschlechts im Zusammenhang mit dem Wäscherschloß und dem Hohenstaufen immer wieder genannt.“ Um die Geschichte des „Burren“ zu klären. veranlasste der Göppinger Geschichts- und Altertumsverein eine Untersuchung, mit der das Staatliche Amt für Bodendenkmalpflege beauftragt wurde. Dr. Zürn schreibt: „Der Ausdehnung der Grabung waren von vornherein gewisse Schranken gesetzt, erstens durch die Rücksichtnahme auf das mit Obstbäumen bepflanzte Grasgut, zweitens durch die zur Verfügung stehenden begrenzten Geldmittel. Es wurden daher drei je 2 m breite Schnitte in den Hügel gelegt, um so auf möglicherweise vorhandene Mauerreste zu stoßen.“ Dr. Zürn: „Durch die 3 Schnitte konnten die Grundzüge der Baugeschichte des „Burren“ im wesentlichen geklärt werden, wenn auch manchen Einzelheiten infolge der beschränkten Grabungsmöglichkeiten nicht mehr nachgegangen werden konnte.“Die Grabungen förderten die Mauerreste von 3 Gebäuden zutage. Das älteste Gebäude aus romanischer Zeit hatte ein Größe von 8 mal 8 Metern. Die Wandstärke des Fundaments betrug 1,5 m. In geringem Abstand davon war ein Graben von ca. 80 cm Tiefe und einer Breite von 1,5m. An der Außenseite des Grabens war ein Palisadenzaun errichtet. Dr. Zürn vermutet, dass Graben und Zaun nur als Umzäunung und Abgrenzung nach außen gedient haben. Schutz gegen einen Angriff habe nur der massive Turm geboten, dessen Eingang, anderen Turmhügelburgen gemäß, mehrere Meter über dem Boden lag. Die Ursachen für die Aufgabe der Anlage konnten nicht gefunden werden. Brandschutt wurde nicht entdeckt. Der Grabungsleiter vermutet, dass die Anlage bis zu den Grundmauern abgebrochen wurde und die Steine für den Bau der jüngeren Anlage verwendet wurden.Dem Bau der jüngeren Anlage aus gotischer Zeit ist die Aushebung des heute noch sichtbaren bis zu 3 m tiefen Burggrabens vorausgegangen. Der Erdaushub wurde für die Erhöhung des Burghügels um maximal 2 Meter und für den Außenwall verwendet. Die etwas nördlich vom älteren Turm angelegte Turmhügelburg war ebenfalls quadratisch mit 6,7 m Seitenlänge und einer Fundamentstärke von 0,7 m. Das Fundament fiel also nur halb so dick wie bei der älteren Anlage aus. Dies führt Dr. Zürn darauf zurück, dass die Anlage einen mächtigen Wehrgraben besaß, der eine gewisse Sicherheit bot, so dass man deshalb „auf besonders dicke Mauern verzichten zu können glaubte“. Was das Ende des jüngeren Turmes herbeiführte, konnte bei der Grabung nicht geklärt werden. Im Verlauf der Grabungen stieß man außerdem auf ein weiteres Fundament aus neuerer Zeit. Dieses Gebäude sei um die Mitte des 18. Jahrhunderts von einem Obervogt Sailer errichtet worden und 1861 auf Abbruch zum Verkauf gekommen. In einem Katasterblatt von 1827 sei es mit zwei Gärten davor eingetragen.Bei der Grabung seien nur „spärliche Funde“ gemacht worden, berichtet Dr. Zürn. Ziegelbrocken, Bruchstücke von Ofenkacheln und Wandscherben eines rötlichgrauen Topfes. Zwischen Turm 1 und Turm 2 wurde ein grauer Topf von 20 cm Höhe mit umgelegten Rand“ gefunden. Er konnte größtenteils zusammengesetzt und ergänzt werden und zeige ein gotisches Profil. So ergebe sich wenigstens für Turm 2 eine zeitliche Untergrenze. Im Bereich des neuzeitlichen Gebäudes wurden glasierte Scherben des 18. und 19. Jahrhunderts und ein württembergischer Kreuzer von 1857 gefunden.In der IWZ, der illustrierten Wochenendbeilage der NWZ, erschien damals ein Artikel über die Grabungen auf dem „Burren“. Am Schluss des Artikels ist zu lesen: „Da bei den Grabungen nur sehr wenig Scherbenreste gefunden wurden, muß man vermuten, daß es sich bei beiden früheren Bauwerken um nur gelegentlich benutzte Wachtürme oder Zufluchtsstätten für den Kriegsfall handelt. Den Stammsitz der Staufer können sie nicht dargestellt haben.“ Im Bericht von Dr. Zürn findet sich allerdings diese Schlussfolgerung nicht. Und uns Wäschenbeurenern gefällt nach wie vor die Theorie, dass Friedrich von Büren, der Stammvater des Staufergeschlechts, dort gelebt haben soll. Vielleicht bringen eines Tages umfangreichere Grabungen den Nachweis dafür. Peter Schührer